Das Schwein
Das Schwein
Ein Schwein sieht man eher selten, obwohl es in der Schweiz 1,3 Millionen Schweine gibt. Man sieht sie aber sehr oft schwarz-weiss auf einer Packung in den Lebensmittelläden. Man sieht das Symbol, aber verbindet es nicht mit einem echten Schwein. Die Frage ist doch, warum nur so ein kleiner Körper abgedruckt ist auf der Fleischpackung und nicht ein herziger Schweinekopf, der einen anschaut. Das hat einen psychologischen Grund. Erstens wollen Unternehmen vermeiden, dass Käufer nicht an das lebende Tier denken, weil das unangenehm sein könnte. Zweitens nutzen sie gezielte Marketingstrategien mit neutralen oder idyllischen Bildern, die keine negativen Gefühle auslösen.

Viele Menschen haben Vorurteile über Schweine. Sie sind dreckig, dumm, stinken und machen oink oink. Oft werden sie auch in unserem Wortschatz benutzt, z. B. „Das kann kein Schwein lesen!“ oder „Das ist eine Schweinerei!“ Das Schwein wird in einem schlechten Zusammenhang dargestellt, obwohl ein Schwein viel mehr ist als nur dreckig und strohdumm.
Gedanken einer Muttersau
Tag für Tag, Stunde für Stunde, immer wieder ist es gleich. In einem kleinen Gehege lebe ich und habe noch nie die Sonne auf meiner Haut gespürt. Ich wurde hier geboren und dann war ich als Kind kurze Zeit mit den anderen Muttersauen, die jetzt in den Gehegen neben mir leben, zusammen, bis ich 8 Monate alt war. Mit 8 Monaten, als ich noch nicht einmal vollständig ausgewachsen war, wurde ich das erste Mal trächtig*. In dieser Zeit habe ich nur das Tageslicht gesehen, wenn die Menschen in den Stall gekommen sind.
Mittlerweile bin ich 6 Jahre alt und hatte schon über 150 Kinder. Das ist mein 14. Mal, dass ich trächtig bin und ich spüre, dass mein Körper erschöpft ist. Bald ist es so weit, dass meine Kinder kommen und ich versuche jedes Mal, ein Nest für meine Kinder zu bauen, aber ich habe nicht genug Stroh für ein gemütliches Bett. Ich kann nicht herumlaufen und Gegenstände suchen, sondern kann mich nur in meiner kleinen Box drehen und die wenigen Strohhalme nehmen. Dadurch habe ich sehr viel Stress, weil ich es unbedingt machen möchte und ich es nicht kann. Darum beisse ich in meine Gitterstäbe, um meinen Stress abzubauen und hoffe, dass sie zerbrechen und ich ein gemütliches Nest bauen kann.
Ich habe 13 Kinder bekommen. Ich freute mich sehr, sie aufwachsen zu sehen. Ich möchte so gerne meinen Kindern zeigen, wie das Leben von einem Schwein ist. Aber ich selbst habe es nie erlebt. Niemand hatte es mir gezeigt. Vielleicht erleben viele Schweine, die durch die Menschentür gingen und nie mehr zurückkommen*, was ein Schwein in der Natur tut. Diese Frage beschäftigt mich sehr oft. Einen Monat lang trinken sie meine Milch, dann werden sie mir genommen. Ihr warmes Gewicht an meinem Körper, ihr leises Quieken, plötzlich sind sie fort. Diese zarte Beziehung, die ich jedes Mal zu meinen Kindern aufbaue, wird einfach zerbrochen und ich höre, wie meine Kinder Angst vor den Menschen haben. Jedes Mal versuche ich, meine Kinder zu beschützen, aber die Menschen waren stärker. Jedes Mal, wenn ein Mensch zu mir kommt und meine Kinder noch bei mir sind, habe ich Angst, dass sie mir wieder weggenommen werden. Was passiert mit meinen Kindern? Wie gerne würde ich sie so lange behüten, bis sie sich selbständig ablösen und mich nicht mehr brauchen. Jetzt habe ich eine Woche Pause, bis ich wieder trächtig bin und der ganze Prozess wieder beginnt.
Das Schweinefleisch
Das Schwein wurde 2024 2,36 Millionen Mal geschlachtet in der Schweiz. Somit ist das Schwein hinter dem Huhn, das mit 82,9 Millionen geschlachtet wurde, das 2. beliebteste Fleisch, das konsumiert wird. 7 % von dem Fleisch kommen aus dem Ausland, bei dem die Haltung von den Tieren noch schlimmer ist als in der Schweiz.
Ein Zuchtschwein wird bereits mit 6 Monaten geschlachtet.

Durch Züchtung wächst es schnell, besitzt drei bis fünf Rippen mehr (damit es mehr Spareribs gibt) als ein Wildschwein und wird mehr als doppelt so schwer. Doch das schnelle Wachstum belastet Herz, Kreislauf, Immunsystem und Knochen erheblich.

Eine beliebte Methode ist die Schweine mit CO₂ zu betäuben vor der Schlachtung, weil es wirtschaftlich sehr effizient ist. Sie ermöglicht es, in kurzer Zeit große Mengen an Schweinen zu verarbeiten. Zudem kann sie zum Teil Muskelkrämpfe reduzieren, was die Fleischqualität verbessern kann.
Sie werden in eine Kammer mit hoher Kohlendioxid-Konzentration geführt. Allerdings ist die Methode mit Leid und Schmerzen verbunden. Die Tiere verlieren ihr Empfindungsvermögen erst nach einer Einleitungsphase von 10 bis 30 Sekunden, in der sie Atemnot und Stress erleben. Trotz ihrer Effizienz wird die CO₂-Betäubung kritisch betrachtet, und es wird nach Alternativen gesucht, um den Prozess tierschutzfreundlicher zu gestalten.
Die Haltung in der Fleischindustrie
40 % der Schweine werden in einer traditionelle Mast* gehalten, bei der nur die gesetzlichen Mindestanforderungen erfüllt werden. Sie leben meist in Ställen mit viel zu wenig Platz und wenig Beschäftigungsmöglichkeiten. Ein Schwein, das zwischen 85 und 110kg wiegt, hat laut Gesetz in der Schweiz eine Fläche von knapp 0,9 m² zur Verfügung. Zum Vergleich: Auf einem Parkplatz hätten 13 Schweine Platz, laut dem Gesetz.
Rund 30 % der Schweine leben unter besseren Bedingungen, wie mehr Platz, Stroh zum Spielen und regelmässigem Auslauf. Diese Haltung wird Tierwohl-Programm genannt, das sich einsetzt für bessere Masthaltung.

Nur etwa 3 % der Schweine werden nach Bio-Richtlinien gehalten, mit viel Bewegungsfreiheit und natürlicher Fütterung.
27% werden in kombinierten Haltungen gehalten, die oben aufgelistet sind.
Bedürfnisse von Schweinen
Schweine legen in der Natur täglich mehrere Kilometer zurück.
Gerne suhlen sich Schweine auch im Schlamm, wodurch sie sich kühlen und säubern. Wenn sie die getrocknete Schlammkruste abreiben, entfernen sie damit Milben, Flöhe und anderes Ungeziefer.

Schweine sind sehr soziale Tiere. Sie lieben es, sich in der Strohschicht einzukuscheln. Sie gehen enge Bindungen zueinander ein und sie kuscheln sogar sehr gerne, besonders bei niedrigen Temperaturen.


Sehr gerne werden sie am Bauch gekrault von den Menschen, wenn sie liegen. Ihr entzücktes und tiefes Grunzen zeigt, dass sie es lieben.

Sie leben in Mutterfamiliengruppen mit bis zu 20 Tieren zusammen. Eber, die männlichen Schweine, sind Einzelgänger und gesellen sich in der Paarungszeit zu den weiblichen Schweinen. Das Zusammenleben der Schweine wird durch eine Rangordnung geregelt. Ist diese erst einmal erstellt, bleibt sie über die Zeit stabil.
Schweine sind von Natur aus «stubenrein», sie waschen sich regelmässig und halten ihren Schlaf- und Essbereich absolut sauber von Kot und Urin, wenn sie können. Umso schlimmer muss es für die Millionen sensiblen Nasen sein, ihr kurzes Leben eng zusammengepfercht im eigenen Kot auf Halbspaltenböden zu verbringen.
Das Schwein ist nicht dumm.
Das Schwein ist eines der intelligentesten Tiere auf unserem Planeten.
Forschungsarbeiten zum Wesen der Schweine zeigen, dass Schweine über ein Sprachsystem, differenzierte soziale Kontakte und ein Bewusstsein der eigenen Person (Ich-Bewusstsein) verfügen. Schweine können auf ihren Namen hören.
Sie erkennen sich im Spiegel, sind in der Lage komplexe Probleme gemeinsam zu lösen und übertreffen z.B. Hunde in ihrer Lern und Beziehungsfähigkeit. Schweine wissen schon nach kürzester Zeit, welche Menschen zu ihnen gehören und welche Emotionen sie von der jeweiligen Person zu erwarten haben. Sie sind dabei schneller und treffsicherer als Hunde und Katzen.

Weil Schweine so intelligent sind und neugierig sind sie oft unterfordert in der Fleischhaltung darum verletzen sie sich gegenseitig, um ihre Neugier einigermassen zu stillen.
Fakten über Schweine
- Kommunizieren mit verschiedenen Arten von Grunzen.
- Schweine können nur an der Nase schwitzen.
- Der Geruchssinn eines Schweins ist besser ausgeprägt als derjenige eines Hundes.
- Das Schwein besitzt ein sehr gutes Gehör.
- Schweine sind sehr sensibel und ahnen, was ihnen bevorsteht, wenn sie zum Schlachthof kommen.
- Schweine kennen ihre einzelnen Kinder genau und sorgen sich liebevoll um ihre Ferkel.
- Zudem haben sie einen sehr guten Geruchssinn, um mögliches Essen in der Erde aufzuspüren. Für bestimmte Gerüche ist er etwa 2000 Mal empfindlicher als der eines Menschen.

- Schweine verfügen über ein beachtliches Langzeitgedächtnis, sofern sie einmal einen Ablauf verinnerlicht haben.
- Sie entspannen sich gerne bei Musik.
- Schweine sind Allesfresser. Sie essen pflanzliche sowie Tierische-Produkte
Wort Erklärung:
Trächtig= Schwanger
Nie mehr zurückkommen: Gehen zum Schlachter
Traditionell Mast: Tiere, die mit speziellen Futtermitteln schnell wachsen und in grossen Ställen ohne viel Platz gehalten werden.