Das Pferd
Wenn Pferde nur noch funktionieren müssen.
Mehr als 80’000 Pferde und viele davon leben als teures Sportgerät und dürfen auf keinen Fall eine Verletzung haben, sonst sind sie nicht mehr zu gebrauchen. Ein Pferd, das es liebt, auf kilometerlangen Weiden frei, voller Energie und Lebensfreude, zu galoppieren* Tag und Nacht. Anstatt in einer Herde* zu leben, muss es einsam in Boxen mit Einzelauslauf und auf einer kleinen Weide mit lediglich Sichtkontakt zu anderen Pferden, mit denen es sich vielleicht nicht versteht. Die Bedürfnisse werden ignoriert. Die Pferde dürfen nicht mehr Pferd sein, sondern müssen immer liefern. Spring höher, renn schneller, beweg dich eleganter.
Ein Schulpferd trägt täglich fremde Reiter, ohne eine Beziehung aufzubauen. Irgendwann, erschöpft und ausgelastet, beginnt es, Reiter abzuwerfen und nach ihnen zu schnappen. Sein einziger Weg, zu zeigen, dass es nicht mehr kann. Sobald ein Pferd nicht mehr nützlich ist, wird es verkauft oder geschlachtet.
Bedürfnisse von einem Pferd, das oft übersehen wird.
Ein Pferd hat das Bedürfnis, in einer Herde zu leben und Freundschaften zu schliessen. Denn ohne eine Herde überlebt ein Pferd, das ein Fluchttier* ist, in der Wildnis nicht. Untereinander haben sie eine komplexe Sprache mit viel Körpersprache, Mimik, Beobachten und Lautäusserungen*, die für den Menschen unsichtbar sind, wenn man sich nicht damit beschäftigt. Jedes Pferd hat seinen Platz in der Herde und auch eine Aufgabe. Gespielt und gegenseitig gepflegt wird viel. Auch nach Jahren können sie Pferde von früher wiedererkennen.

Wenn ein Pferd ständig in einer Box lebt, kann es nach einer Zeit unzufrieden werden und sich seltsam verhalten. Dazu gehört, den Kopf hin und herzuschlagen, in Gitterstäbe zu beissen, ziellos umherzulaufen, oder es wird aggressiv den Menschen und Pferden gegenüber. Das passiert, wenn man einem Pferd zu wenig Bewegung gibt, weil ein Pferd in der Wildnis 15–40 km pro Tag läuft, je nachdem, wie viel Futter und Wasser es in der Nähe hat. Der zweite Grund ist, dass man einem Herdentier die Herde wegnimmt. Der soziale Kontakt fehlt.
Vermenschlichen von Pferden
Wir vermenschlichen Pferde sehr gerne. Wenn man an ein Pferd denkt, dann denkt man automatisch an das Reiten. Aber Pferde wurden nicht geboren, um geritten zu werden. Vielmehr erleiden sie Schäden durch das falsche Verhalten beim Reiten auf ihren fein gegliederten Rücken. Beim weissen Pferd sieht man ein Rücken der sehr oft geritten wurde weil er nicht flache ist und bei dem anderen Pferd einen Rücken der noch nicht so viel geritten wurde.


Das Putzen eines Pferdes macht man, damit der Schmutz beim Reiten nicht stört, aber auch, um das Tier wieder sauber und gepflegt aussehen zu lassen. Allerdings ist ein dreckiges Pferd ein gesünderes Pferd, denn die Schmutzschicht schützt es vor Insekten und Sonnenbrand, wirkt kühlend und kann zugleich eine isolierende Funktion haben.

Pferde könnten gut 40 Jahre alt werden, wenn sie körperlich und seelisch gesund und nicht überzüchtet sind. In der Schweiz staunt man schon, wenn ein Pferd die 30 schafft, was selten ist.
Wenn man ein Sportpferd im Winter anschaut, hat es eine Decke an. Viele denken, dass es friert, aber eigentlich haben sie zwischen dem Fell und der Haut eine isolierende Luftschicht, die für die natürliche Thermoregulation sorgt. Dasselbe haben auch wir, wenn wir Gänsehaut haben. Wen aber ein Pferd zu oft eine Decke trägt, baut sich diese Thermoregulation* ab wie bei uns die Muskulatur. Bei dem Pony sieht man das genügend Fell hätte für den Winter. Die Decke drückt das Fell herunter.

Das Pferdefleisch
Im Lebensmittelgeschäft findet man Pferdefleisch aus Frankreich oder Spanien. Viele Händler haben aufgehört, Pferdefleisch aus Argentinien oder Kanada zu nehmen, weil die Pferde unter erniedrigenden Bedingungen gehalten und behandelt werden. Aber auch in der EU ist es nicht besser. Oft werden Pferde von Polen nach Frankreich transportiert. Während der Fahrt haben sie fast kein Wasser oder Heu und der Transporter ist viel zu klein für so viele Pferde. Die Pferde sind verletzt oder schon halb tot, wenn sie ankommen. Das Veterinäramt interessiert sich zu wenig für die Verletzungen während des Transports bei der Grenzüberschreitung. Im Jahr 2024 wurden in der Schweiz 1’190 Pferde für den Fleischkonsum geschlachtet, aber rund 91,8 % von dem Pferdefleisch, das die Menschen konsumieren, stammen aus dem Ausland. Viele Menschen können sich aber nicht vorstellen, ein Pferd zu essen, weil man oft einen persönlichen Bezug hat, z. B. Bei Fohlen sagen viele, dass es viel zu jung ist, um es zu essen, aber ein Kalb, das genauso alt ist, isst man ohne Bedenken.

Das Pferd und der Mensch
Pferde sind Weltmeister im Lesen von Körpersprache. Sie spüren ohne grosse Mühe, wie es einem geht, oft ohne, dass wir es merken. Beim Reiten tragen Pferde mehr als nur das Gewicht des Menschen, sie tragen dessen innere Lasten, die Sehnsucht nach Entspannung, den Wunsch, Sorgen und Belastungen für einen Moment hinter sich zu lassen. Oft geschieht das unbewusst, doch Pferde spüren es genau. Sie werden zum Spiegel unserer Gefühle, ohne dass wir immer wahrnehmen, wie sehr wir sie damit beeinflussen. Die Augen eines Pferdes verraten viel über sein Wohlbefinden. Falten oberhalb der Augen sind ein Zeichen für emotionale Anspannung, Stress oder Schmerzen. Sie spiegeln seinen emotionalen Zustand. (Bild 1 ist ein normales Auge.)


Wenn wir lernen, die Sprache der Pferde zu verstehen und ein Team zu bilden, dann haben wir einen einzigartigen und feinfühligen Partner fürs Leben, den wir niemals anlügen könnten und der uns auch nicht anlügen würde.
Wort Erklärung:
Herde: Pferde Familie/ Gruppe
Galoppieren: Schnellste Gangart von einem Pferd
Fluchttier: Ein Tier die Feinde hat
Lautäusserungen: Wiehern oder brummen
Thermoregulation: Körperwärme regulieren