Die Kuh
Die Milch, viel mehr als ein Getränk.
Wenn wir ein Glas Milch trinken, denken wir an eine glückliche Kuh auf der Weide. Selbst in der Schule lernt man, dass die Kuh Milch gibt und zu den Säugetieren gehört. Die Merkmale von einem Säugetier sind, dass es ein Baby bekommt und das dann mit Muttermilch ernährt. Aber hier passt irgendwas nicht zusammen. Kühe sind Säugetiere, aber wenn wir über Milch reden, spricht man nie über die Kälber, die es geben muss, um überhaupt Milch zu bekommen.
Auf einer Führung über Milch für Kinder sagt man ihnen nur, dass die Kuh Energie braucht, um Milch zu geben. Und die Tatsache, dass im Kälberiglu* das Kalb ist, das ist einfach so, weil man das halt so macht. Wir nehmen ohne Bedenken der Kuh innerhalb von 30 bis 60 Minuten das Kalb weg, damit sie keine Bindung aufbauen und nur die Mutter den Trennungsschmerz fühlt, weil das Kalb länger braucht, um eine Bindung aufzubauen. So ist das auch bei einer Mutter, wenn man ihr das Baby wegnehmen würde. Bei der Biomilch darf das Kalb zwei bis drei Tage bei der Mutter bleiben, aber dann ist der Trennungsschmerz noch grösser, weil sie eine enge Bindung aufgebaut haben. Die Mutterkuh ruft je nach dem Tage lang nach ihrem Kalb, egal, ob sie nur 30 min zusammen waren oder zwei Tage.
Kreislauf von der Milchproduktion.
Die Milchproduktion ist durchgetaktet, es ist ein Kreislauf: künstlich besamt werden, 9 Monate trächtig* sein, gebären, vom neugeborenen Kind getrennt werden, dann gemolken werden und nach ca. 2 Monaten wieder besamt werden, damit die Milchproduktion nicht aufhört. Bis nach etwa 5–6 Jahren und 4 Kälbern später ist die Mutterkuh nicht mehr produktiv genug oder sie kann nicht mehr trächtig werden. Dann wird sie geschlachtet und das Fleisch wird für Tierfutter benutzt, weil es zu zäh für den Menschen wäre. Auf dem Bild sieht man eine Kuh die schon älter ist und sie hat nur noch Knochen Gestell weil sie sehr viel Energie braucht für die Milch.

Die weiblichen Kälbchen geraten in denselben Kreislauf wie ihre Mütter, die männlichen werden nur wenige Tage alt, weil sie weggegeben werden, gemästet werden und dann zum Schlachter gehen für Kalbsfleisch. Da Milchkühe wenig Fleisch ansetzen, rentiert* es sich nicht, sie zu mästen. Manche weiblichen Kälber werden auch gemästet, wenn es nicht genug Platz für sie gibt oder wenn ihre genetischen Eigenschaften sie für die Milchproduktion ungeeignet machen. Die Kälber, die bleiben, werden nicht mit Milch gefüttert, sondern mit Milchpulver. Sonst wäre das Geldverschwendung für die Bauern.

Milchverkauf
Für viele kleine Bauern lohnt es sich nicht mehr, Milch zu verkaufen, weil man nur noch im Durchschnitt 75 Rappen pro Liter bekommt. Eine Kuh gibt 20–25 Liter Milch pro Tag. Das bedeutet, dass ein Bauer mit 10 Kühen im Monat ca. 5000 Fr. bekommt, aber zusätzlich die Nahrung für die Kühe bezahlen muss und man die Ackerflächen für die Kühe pflegen muss, was auch noch zusätzlich Geld kostet. Aber es gibt auch grössere Bauern, die mehr als 50 Kühe haben, und die Kühe dann im Stall bleiben, weil sie Hochleistungskühe* sind, die bis zu 35 Liter Milch geben, und man durch das keine Ackerfläche braucht. Laut den Bauern ist das nur für das Wohl der Kühe, weil sie den Weg von der Weide bis zur Melkmaschine nicht ohne Schmerzen gehen können wegen der grossen Milchmenge. Im ersten Bild sieht man ein Euter das keine Milch drin hat und im Bild 2 wird es bald gemolken.


Mittlerweile gibt es viele Bauern, die es nicht mehr ertragen, ihre Kühe zum Schlachter zu bringen. Darum steigen viele Bauern um auf einen Lebenshof, bei dem die Tiere leben dürfen wie normale Tiere. Sie konzentrieren sich mehr auf den Ackerbau.
Das Fleisch
Bei der Fleischproduktion geht es nur darum, so schnell wie möglich Muskelmasse aufzubauen. Für das werden Mastrinder und Mastkälber gezüchtet, die klein und dick sind, anstatt gross und schlank wie die Milchkühe. Um das Fleisch hell zu halten, erhalten sie oftmals nur die Mindestmenge an Heu, und durch das leiden sie unter Eisenmangel.
Mastkälber werden im Alter von drei bis fünf Monaten geschlachtet. Mastrinder werden in der Regel nach 1,5 Jahren geschlachtet. Hier sieht man ein klassisches Mastkalb. An dem Hal sieht man das es gemästet wurde.


Auf dem Transporter haben die Kühe nur 1,5 m² Platz, das ist etwa so gross wie eine Badewanne. Nach dem oft stundenlangen Transport werden die Milchkühe wie auch Mastrinder und Mastkälber in einen Wartebereich getrieben. Der Gang im Schlachthaus wirkt für die Kühe sehr lang, weil sie nur auf der Seite sehen. Darum ist das sehr belastend und meistens möchten sie nicht laufen. Darum werden sie mit elektrischen Treibhilfen getrieben.
Es gibt zwei verschiedene Betäubungsmöglichkeiten, die in der Schweiz erlaubt sind. Die Betäubung mit dem Bolzenschussapparat* und eine elektrische Durchströmung*.
Im Jahr 2024 wurden 412’551 Rinder und 188’547 Kälber geschlachtet. 18 % wurden aus dem Ausland genommen für das Rindsfleisch und 2 % für das Kalbsfleisch.

Viele Metzger und Menschen sagen, dass die Kühe nicht wissen, dass ihr Leben vorbei ist, weil sie es noch nie erlebt haben. Da sie aber bis zu 10km weit riechen können, riechen sie das Blut und die Stresspheromone* von anderen Kühen, die normalerweise da sind, um ihre Herdenmitglieder in der Natur zu warnen, und dann lösen sie Unruhe aus.
Die Kuh ist viel mehr als ein Nutztier.
Herde
Kühe sind soziale Tiere, die gerne mit ihren Artgenossen zusammen sind. Sie machen vieles gleichzeitig, wie fressen oder ruhen, und jedes Tier hat eine bestimmte Aufgabe in der Herde.

Wichtige Merkmale ihres Zusammenlebens sind, dass sie sich wiedererkennen, miteinander kommunizieren, Freundschaften bilden und eine Rangordnung haben. Kühe wählen konsequent Führungskräfte mit guten Sozialkompetenzen aus, die intelligent, neugierig, selbstbewusst und erfahren sind. Aufdringlichkeit, Egoismus, Grösse und Tapferkeit hingegen werden nicht als geeignete Führungsqualitäten anerkannt.
Die meisten Kühe haben keine Hörner mehr. Sie werden ihnen entfernt, damit sich die Tiere nicht gegenseitig verletzen, aber auch, um Zeit und Geld zu sparen. Denn hornlose Kühe benötigen weniger Platz und weniger Betreuung im Stall. In der freien Natur sind die Hörner für die Kühe ein wichtiges Kommunikationsmittel und sie regeln damit die Rangordnung innerhalb der Gruppe. Die Enthornung ist ein sehr schmerzhafter Prozess, weil Nervenbahnen durchtrennt werden.

Intelligenz einer Kuh
Kühe sind intelligent und lernfähig, ähnlich wie Hunde, doch oft wird ihnen das nicht zugestanden. Studien zeigen, dass Kühe viele Emotionen empfinden und ausdrücken können. Sie freuen sich, wenn sie gestreichelt werden, und entwickeln enge Bindungen zu Menschen, die sich um sie kümmern. Zudem sind sie in der Lage, Freundschaften mit anderen Arten zu schliessen, haben individuelle Vorlieben und Bedürfnisse. Sie können Probleme lösen und empfinden Freude, wenn sie eine schwierige Aufgabe erfolgreich gemeistert haben.

Facts über Kühe & Bedürfnisse
Kühe haben einen klaren Rhythmus, egal ob Nacht oder Tag. Darin gehören Schlafen, Wiederkäuen, Ruhen, Nahrungsaufnahme, Erkunden, Körperpflege und Sozialkontakt. Sie machen es nicht alle gleichzeitig, damit manche erkunden und andere schlafen können.
Sie haben eine Rundsicht von 330 °. Davon sehen sie seitlich 2-D und vor ihrem Kopf sehen sie 3-D. Zusätzlich ist ihre Sehstärke im Vergleich zu Menschen nur 30 %. Weil ihr Sichtfeld auf 330° begrenzt ist, gibt es einen kleinen Bereich direkt vor und hinter ihrer Nase, den sie nicht sehen können. Sie sehen nur Blau und Grün.

Das Ruhen ist ein wichtiges Grundbedürfnis der Kühe. Kühe ruhen etwa sieben bis zwölf Stunden pro Tag. Obwohl Kühe oftmals die Hälfte des Tages ruhen, befinden sie sich nur etwa 30 Minuten pro Tag im Tiefschlaf. Diese 30 Minuten werden in sechs bis zehn Phasen aufgeteilt.
Nach etwa acht bis zwölf Monaten würde sich das Kalb von der Mutter natürlich absetzen.
Kühe kennen kein Gestern oder machen sich Sorgen über Morgen, sondern sie leben im Jetzt.
Kühe haben ein empfindliches Gehör. Sie können besser hohe als tiefe Töne hören. Sie erkennen Artgenossen und Menschen anhand der Stimme. Geräusche, die wir als laut empfinden, liegen bei Kühen weit über ihren Schmerzgrenzen. Z. B. bei der Kuhglocke, die sehr laut ist, bedeutet das für sie Stress. Durch das Fressen manche Kühe weniger, während andere vermehrt fressen, um sich zu beruhigen.

Kuh und der Mensch
Kühe geniessen Streicheleinheiten und bevorzugen eine ruhige Umgebung. Deshalb sollte man leise mit ihnen sprechen. Da sie Fluchttiere sind, sollte man eine lautlose Annäherung vermeiden. Es ist besser, sich seitlich zu nähern oder abzuwarten, bis die Kuh von sich auskommt.
Rinder reflektieren das Verhalten ihres Gegenübers.
Wenn man Kühe beobachtet, sieht man zum Teil, wie sie miteinander kommunizieren oder ihren verschiedenen Charakter. Wenn eine Kuh Falten im Hals hat, bedeutet das, dass sie angespannt ist und wahrscheinlich nicht genau weiss, ob ihr Gegenüber freundlich ist.

Kommunikation
Kühe kommunizieren miteinander über verschiedene Laute und Körperhaltungen, wie zum Beispiel die Kopf- und Schwanzposition, als auch über unterschiedliche Gesichtsausdrücke. Dabei spielen die Hörner eine wichtige Rolle. Sie können mit ihrer Körperhaltung und ihren Stimmlauten eine ganze Palette an Emotionen ausdrücken, einschliesslich Zufriedenheit, Interesse, Wut und Leid. Die meiste Kommunikation findet nonverbal statt.
Das gegenseitige Putzen des Körpers stärkt Freundschaften. Jungtiere spielen ausserdem häufig zusammen.

Kühe sind sehr feinfühlig und kommunizieren viel und präzise. Zu der Kommunikation gehören zusätzlich noch taktile Kommunikation*, Pheromone*, (Gerüche), Ausscheidungen, visuelle und Herdenkommunikation.
Die Haltung
40 % der Milchkühe leben in einer Anbindehaltung. Den angebundenen Tieren muss mindestens 90 Tage im Jahr Auslauf im Freien haben, 30 Tage davon müssen im Winter sein. Die Anbindehaltung schränkt die Kühe in ihrer Bewegung stark ein. Die Kuh ist am Hals fixiert. Durch die Fixierung hat die Kuh eine Bewegungseinschränkung, durch die sie nur liegen, aufstehen und fressen kann. Jedes Tier steht auf seinem eigenen Platz und kann sich im Stall nicht frei bewegen. Die Kühe werden am Platz gefüttert und auch dort gemolken. Die Breite von ihrem Platz ist je nach Grösse der Kuh 100–200cm. Der Platz ist betoniert.
In Laufställen können sich Kühe etwas freier bewegen als in Anbindeställen. Die Tiere dürfen umhergehen und haben Zugang zu Liegeboxen, welche jedoch nach wie vor nur knapp bemessen sind. Sie könne auch selbständig zu dem Melkroboter gehen.

Wörter Erklärung:
Kälberiglu: Weisse kleine Iglus für Kälber
Trächtig: Schwanger
Rentiert: Finanziell nicht lohnt
Hochleistungskühe: Speziell gezüchtet für hohe Milchmenge
Bolzenschussapparat: Gehirnerschütterung das zum Tod führt
Elektrische Durchströmung: Herzrhythmusstörung das zum Tod führt
Sozialdynamik: klaren Hierarchien in der Herde
Herde: Kuh Familie/ Gruppe
Taktile Kommunikation: Kühe pflegen sich oder stossen sich an
Pheromone: lautlose Gefahrsignal für Angst und Stress
